Wir könnten unterschiedlicher nicht sein und doch ticken wir alle gleich.
Dieses Paradoxon findet sich in all unseren Lebensbereichen. Ob in der Familie, im Freundeskreis, im Job oder in der Partnerschaft. Die Kombination aus Individualität und Gemeinsamkeiten ist das, was unser Leben prägt. Das faszinierende daran ist, dass wir selbst mit den Menschen einiges gemeinsam haben, von denen wir uns bewusst abgrenzen, weil sie so völlig anders sind als wir. Wir alle kennen Menschen, mit denen uns augenscheinlich nichts verbindet. Was sie denken und wie sie sich geben ist uns fremd. Was uns von diesen Menschen unterscheidet sind unsere Werte und Überzeugungen oder schlichtweg unsere Interessen und Ziele. Wir alle haben eine ganz eigene, individuelle Lifetime-Story, die uns zu dem Menschen werden ließ, der wir heute sind. Und doch haben wir vieles gemeinsam – mit allen Menschen, die uns begegnen.
Wir alle sind in der Lage zu denken und wahrzunehmen. Und uns vereinen die Bedürfnisse unseres Ursprungs-Selbst.
Wir alle verspüren das Bedürfnis
uns verbunden zu fühlen
unabhängig zu sein
uns selbst zu verwirklichen
verstanden zu werden
von Bedeutung zu sein
anerkannt zu werden
Zuwendung zu erleben
uns sicher zu fühlen
Zugehörigkeit zu erfahren
Du siehst, uns verbindet so viel mehr, als wir auf den ersten Blick erkennen. Besonders in Konfliktsituationen sind wir auf das konzentriert, was uns unterscheidet. Dabei ist es genau in diesen Momenten wichtig zu erkennen, dass uns letztlich das gleiche antreibt. Die Erfüllung unserer Grundbedürfnisse.
Ja was denn nun?
Ich bin sicher du kennst diese beiden Sprichwörter: „Gleich und Gleich gesellt sich gern.“ und „Gegensätze ziehen sich an.“. Aber was denn nun eigentlich? Meine Antwort auf diese Frage ist ein eindeutiges: ´Sowohl als auch.´
Wir umgeben uns gerne mit Menschen, denen wir uns verbunden fühlen. Menschen, die die gleichen Interessen haben, die gleichen Werte vertreten und uns (tlw. auch ohne Worte) verstehen, weil sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie wir. Zeitgleich streben wir danach, uns zu entwickeln und Neues zu lernen. Genau hierbei helfen uns Menschen, die uns eben nicht so ähnlich sind. Menschen, die andere Erfahrungen gemacht haben und eine andere Haltung leben. Gegensätze ziehen uns an, weil sie uns ergänzen.
Eine gute Partnerschaft, egal ob in der Paarbeziehung, im Job oder im Freundeskreis, entsteht, wenn wir die Gleichheit genießen und das Gute in der Andersartigkeit erkennen. Wenn wir annehmen, dass wir nicht immer eins sein müssen, um gut miteinander zu funktionieren.
Als ich mich in dieses Paradoxon verliebte
Als ich meinen heutigen Mann kennenlernte war mir eines sofort klar: Aus uns kann niemals ein Paar werden, denn unterschiedlicher könnten wir nicht sein. Alles in mir schrie: Das passt einfach nicht. Ich sah so viele Aspekte, die uns unterschieden. All das störte mich. Kleinigkeiten und auch wesentliche Punkte. Von Banalitäten wie Lifestyle und Kleidungsstil über Freizeitaktivitäten bis hin zu der Art wie wir kommunizierten, um Konflikte zu lösen. Und nicht zuletzt gab es auch noch völlig unterschiedliche Interessen und Erfahrungen.
Das Blöde war nur, dass all diesen Unterschieden ein tiefes Gefühl entgegenstand. Ich konnte es nicht greifen, aber irgendetwas in mir sagte: Schau genauer hin. Es wird sich lohnen.
Worin Daniel - mein Mann - zu diesem Zeitpunkt deutlich besser war als ich, war die Bereitschaft, unsere Andersartigkeit – die Individualität – anzunehmen und wertzuschätzen. Was mir in allen anderen Lebenslagen leicht fiel, konnte ich, als es um das Thema Paarbeziehung und wirkliche Nähe ging, plötzlich nicht abrufen. Aber zum Glück war dieser besondere Mann hartnäckig genug. Er gab einfach nicht auf, bis auch ich bereit war, uns und die Unterschiedlichkeiten als Chance anzunehmen und mich darauf einzulassen. Nur so konnten wir an- und miteinander wachsen. Wir haben uns ergänzt und voneinander gelernt. Entstanden ist eine völlig neue Version von Ich, Du, Wir, für die wir beide sehr dankbar sind. Sind wir immer eins miteinander? Nein. Aber genau das genießen wir. Denn: Wir könnten unterschiedlicher nicht sein. Und doch ticken wir völlig gleich.
Die Ambivalenz unseres Selbst
Gegensätze lassen sich nicht nur in Beziehungen zu anderen Menschen erkennen. Oft genug sind wir mit uns selbst uneinig. Wir verspüren Ambivalenz und stehen im Laufe des Lebens immer mal wieder vor der Herausforderung, uns selbst zu verstehen. Denn manchmal lenken wir uns von unseren eigenen Zielen ab, handeln anders, als wir es uns vornehmen, tappen in die gleichen Fallen und wiederholen bereits begangene Fehler. Wir sind hin und her gerissen und wissen nicht, was „das Richtige“ ist oder wie wir unser eigenes Hamsterrad verlassen können.
Kennst du Momente wie diese?
Dein Wunsch nach Anerkennung wird durch die eigene Überzeugung „nicht gut genug zu sein“ torpediert.
Deinem Bedürfnis, verstanden zu werden, steht die Überzeugung entgegen: „Ich könnte verurteilt werden, wenn ich sage, was ich denke, fühle, mir wünsche.“
Der Gedanke „Wenn ich an mich denke, halten mich alle für egoistisch.“ hält dich davon ab, für deine Werte und Bedürfnisse einzustehen.
Eines sei an dieser Stelle gesagt: So geht es uns allen einmal, früher oder später.
Bauch sagt zu Kopf ja, doch Kopf sagt zu Bauch nein. Und zwischen den beiden steh` ich. - Mark Forster
Hin und wieder erleben wir einen Konflikt zwischen Bauch & Kopf. Oder besser gesagt, zwischen Herz und Kopf. Denn auch für deine inneren Anteile gilt: Unterschiedlicher könnten sie nicht sein und doch ticken sie alle gleich.
Wenn du dich fragst, wie du solche inneren Konflikte lösen kannst, möchte ich dir diese 4 Tipps mitgeben:
Finde heraus, welche deiner Überzeugungen deinen Bedürfnissen entgegenstehen.
Begegne all deinen Gedanken und Gefühlen mit Verständnis und werde neugierig herauszufinden, was dahintersteckt.
Kreiere Lösungen, die deinen Grundbedürfnissen gerecht werden.
Spreche mit Menschen, die deinen Konflikt schon für sich lösen konnten.
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